Der BGH ist seiner Linie treu geblieben: Banken dürfen auch gegenüber Unternehmern keine formularmässig vereinbarten Bearbeitungsgebühren verlangen.

Der BGH ist seiner Linie treu geblieben: Banken dürfen auch gegenüber Unternehmern keine formularmässig vereinbarten Bearbeitungsgebühren verlangen.

Dies hat der BGH in zwei Urteilen am 04.07.2017 entschieden (XI ZR 562/15 und XI ZR 233/16) und  - quod erat expectandum! - seine für Verbraucherkredite seit 2014 geltende Rechtsprechung zur Kontrollfähigkeit und Unzulässigkeit von formularmäßigen Bearbeitungsentgeltklauseln in Verbraucherdarlehensverträgen auf Unternehmerdarlehensverträge ausgedehnt.

Vergaberecht: Das bundesweite Wettbewerbsregister ist da!

Vergaberecht: Das bundesweite Wettbewerbsregister ist da!

Jahrelang umkämpft, ist es nun Realität: Das bundesweite Wettbewerbsregister. Das Gesetz zur Einführung eines Wettbewerbsregisters und zur Änderung des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (WRegG) ist seit dem 29.07.2017 in Kraft (BGBl. 2017 I, 2739). Ziel des bundesweiten Registers sind die Bekämpfung und Prävention von Wirtschaftskriminalität sowie der Schutz des fairen Wettbewerbs um öffentliche Aufträge und Konzessionen, § 1 Abs. 1 WRegG.

Die (nachträgliche) Befristung des Arbeitsverhältnisses auf die Vollendung des 60. Lebensjahres im gegenseitigen Einvernehmen ist nicht ohne Weiteres wirksam

Die (nachträgliche) Befristung des Arbeitsverhältnisses auf die Vollendung des 60. Lebensjahres im gegenseitigen Einvernehmen ist nicht ohne Weiteres wirksam

Das Bundesarbeitsgericht hat mit Urteil vom 18.01.2017 – 7 AZR 236/15 entschieden, dass alleine die Unterzeichnung eines nachträglich befristeten Arbeitsvertrages trotz freier Wahlmöglichkeit und einer finanziellen Vergünstigung nicht ausreicht, um von einem Wunsch des Arbeitnehmers auszugehen, der gem. § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 6 TzBfG einen Sachgrund bilden kann.

Muss der Arbeitnehmer einer unbilligen Versetzung folgen?

Muss der Arbeitnehmer einer unbilligen Versetzung folgen?

Muss der Arbeitnehmer einer unbilligen Versetzung folgen?

Bisher war die klare Antwort: Ja, er muss - solange die Unbilligkeit noch nicht von einem Gericht rechtskräftig festgestellt worden ist. Diesem Grundsatz möchte der 10. Senat des Bundesarbeitsgerichts (10 AZR 330/16 / Pressemitteilung Nr. 25/17) nicht mehr folgen und sagt jetzt: Nein, einer unbilligen Weisung muss der Arbeitnehmer nicht befolgen. Er hat ein Verweigerungsrecht.

Gesetz für offene WLAN-Netze beschlossen

Gesetz für offene WLAN-Netze beschlossen

Am 30. Juni 2017 wurde durch den Bundestag das dritte Gesetz zur Änderung des Telemediengesetzes (TMG) beschlossen. Das neue Gesetz soll Rechtssicherheit für Internetzugangsanbieter (z.B. Betreiber von Bars oder Cafés) schaffen. Diese können nun ein offenes WLAN-Netz für ihre Kunden anbieten, ohne das Risiko eingehen zu müssen, kostenpflichtig abgemahnt zu werden, sofern Nutzer illegale Inhalte über ihr WLAN-Netz aus dem Internet abrufen oder verbreiten.

Update: Zur Wirksamkeit formularmäßiger Bearbeitungsentgeltklauseln in Unternehmerdarlehensverträgen

Update: Zur Wirksamkeit formularmäßiger Bearbeitungsentgeltklauseln in Unternehmerdarlehensverträgen

Die Klärung der Zulässigkeit von vorformulierten Bearbeitungsentgelten in Darlehensverträgen mit Unternehmern rückt in greifbare Nähe: die gegen die Urteile des Oberlandesgerichts Celle vom 02.12.2015 (3 U 113/15), des Hanseatischen Oberlandesgerichts in Hamburg vom 27.04.2016 (13 U 2/16) und des Oberlandesgerichts Dresden vom 03.08.2016 (5 U 138/16) anhängigen Revisionen (XI ZR 562/15 - OLG Celle, XI ZR 233/16 - Hanseatisches OLG, XI ZR 436/16 - OLG Dresden) werden am 04.07.2017 vor dem Bankensenat des BGH verhandelt.

Kein Anspruch auf Karenzentschädigung vereinbart? Nachvertragliches Wettbewerbsverbot weiterhin nichtig!

Kein Anspruch auf Karenzentschädigung vereinbart? Nachvertragliches Wettbewerbsverbot weiterhin nichtig!

Das Bundesarbeitsgericht hat mit Urteil vom 22.03.2017 (Az.: 10 AZR 448/15) klargestellt, dass ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot – wie bisher – nichtig ist, wenn die Vereinbarung keinen Anspruch des Arbeitnehmers auf eine Karenzentschädigung beinhaltet. Weder der Arbeitgeber noch der Arbeitnehmer können aus einer solchen Vereinbarung Rechte herleiten. Auch eine im Arbeitsvertrag vereinbarte salvatorische Klausel führt nicht  zu einem Anspruch des Arbeitnehmers auf das gesetzliche Mindestmaß für die Karenzentschädigung.

Compliance in Frankreich: Das Gesetz zur Transparenz, Bekämpfung der Korruption und Modernisierung der Wirtschaft vom 09.12.2016 („Loi Sapin II“)

Compliance in Frankreich: Das Gesetz zur Transparenz, Bekämpfung der Korruption und Modernisierung der Wirtschaft vom 09.12.2016 („Loi Sapin II“)

Das Gesetz, am 10.12.2016 im französischen Amtsblatt veröffentlicht, sucht die Angleichung an internationale Compliance Standards (Foreign Corrupt Practices Acts – „FCPA“ – in den Vereinigten Staaten, UK Bribery Act, OECD-Konvention gegen die Bestechung ausländischer Amtsträger im internationalen Geschäftsverkehr, usw.).

AGG erfordert zumindest überwiegende Wahrscheinlichkeit einer Benachteiligung

AGG erfordert zumindest überwiegende Wahrscheinlichkeit einer Benachteiligung

Das Bundesarbeitsgericht hat mit Urteil vom 26.01.2017 (Az.: 8 AZR 736/15) klargestellt, dass alleine die „Möglichkeit“ einer Benachteiligung für einen Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) nicht ausreicht. Vielmehr besteht eine Vermutung der Benachteiligung nur, wenn Indizien vorliegen, die mit „überwiegender Wahrscheinlichkeit“ darauf schließen lassen, dass ein in § 1 AGG genannter Grund ursächlich für die Benachteiligung war.

Two weeks to go - ICC “fast lane” applicable: The new ICC Expedited Procedure Rules come into effect in March 2017!

Two weeks to go - ICC “fast lane” applicable: The new ICC Expedited Procedure Rules come into effect in March 2017!

In November, the ICC announced an amendment to the 2012 ICC Arbitration Rules that in particular implementspecial rules for smaller claims, effective as of March 1, 2017. This “entirely new offer” to ICC users (so ICC Court President Mourre in his press statement) is enacted to resolve disputes “on a very expeditious and cost-effective manner.”

The new Expedited Procedure Rules have been added to the ICC Arbitration Rules as Appendix VI. They provide the following and important amendments:

  1. The Expedited Procedure Rules will not apply to arbitration agreements concluded before March1, 2017, unless the Parties so agree.

  2. The ICC regards any claima “small claim” the value in dispute does not exceed 2m USD.

  3. The ICC may appoint a sole arbitrator for the management of the case, even if the arbitration agreement of the parties provided for an arbitral tribunal composed of 3 arbitrators.

  4. Parties may opt out the rules, Art. 30 (3) (b).

  5. Parties may also opt in, so that they apply for non-small claims as well.

  6. The ICC court may determine that the Expedited Procedure Rules are deemed inappropriate for the circumstances of a case, either based on a motion from a party or on its own initiative, Art. 30 (3) (c).

  7. If none of above 4. or 6. applies, the court will make use of the Expedited Procedure Rules, as the Expedited Procedure Rules take precedence over any contrary terms of the arbitration agreement, Art. 30 (1).

  8. There will be no Terms of Reference, Appendix VI, Art. 31, deviation from Art. 23.

  9. The payment term for a provisional fee advance requested by the ICC, is, in the case of an expedited procedure, until the case management conference.

  10. The case management conference convened pursuant to Art. 24 shall not take place later that 15 days after the date on which the file was transmitted to the arbitral tribunal, Appendix VI, Art. 3 (3).

  11. Once the Tribunalis constituted, neither party is allowed to make a new claim, unless expressly authorized to do so by the tribunal, Appendix VI, Art. 3 (2). The Tribunal shall consider the stage of the arbitration, any cost implications and any other relevant circumstances.

  12. The tribunal shall have discretion to adopt such procedural measures as it considers appropriate, in particular limit the number, length and scope of written submissions and written witness evidence (fact witnesses and experts) and not to allow requests for document production. This shall be decided upon after consultation with the parties (Appendix VI, Art. 3 (4).

  13. After consulting the parties, the tribunal may decide the dispute solely on the basis of documents submitted by the parties. When a hearing is to be held, the tribunal may conduct such by videoconference, telephone or similar means of (tele-)communication, Appendix VI, Art. 3 (5).

  14. The award must be rendered within six months after the date of the case management conference. This deadline may be extended, Appendix VI, Art. 4 (1) and Art. 31 of the Rules. If not granted on initiative of the ICC court, such extension requires a reasoned request of the tribunal to the court.

  15. The costs of the tribunal shall be fixed at Appendix III, Appendix VI, Art. 4 (2).

The aim, which was to streamline the procedure in terms of time and costs, is meeting user expectations and is in a line with previous amendments of other international arbitral institutions, e.g. DIS, LCIA, SCC, HKIAC, SIAC. Nonetheless, the binding single arbitrator might get problematic and – in terms of autonomy of the parties -  incite to challenge the validity of an award and cause discussions when enforcing an award, though the ICC installed party instrumentsthe functionality of which will be shown in practice. In addition, a stunning consequence of the Expedited Procedure Rules are reduced fees for arbitrators though the ICC fees remain untouched. This may cause “small claims”, the percentage of which is important (up to 30%) in practice, to be increasingly managed by junior arbitrators. The new Expedited Procedure Rules therefore are not unanimously seen as positive within the community.


chj klein.jpg

Christoph Just, LL.M. is a litigation partner in our firm and represents companies in numerous court and arbitration proceedings. He is also a specialist in administrative law and advises companies and public bodies on all matters of public commercial and public procurement law. 



Die ICC-Schiedsgerichtsordnung 2017: Einführung des beschleunigten Verfahrens insbesondere bei „geringen“ Streitwerten

Die ICC-Schiedsgerichtsordnung 2017: Einführung des beschleunigten Verfahrens insbesondere bei „geringen“ Streitwerten

Die ICC hat ihre neue Schiedsgerichtsordnung, anwendbar ab dem 1. März 2017, veröffentlicht. Vor allem wird die Möglichkeit eines beschleunigten Schiedsverfahrens – endlich – eröffnet. Zum Vergleich: Die Deutsche Institution für Schiedsgerichtsbarkeit (DIS e.V.) bietet bereits seit 2008 „Ergänzende Regeln für Beschleunigte Verfahren“ an; diese finden auf Wunsch der Parteien Anwendung („Opt-In“ Mechanismus).